Vom Oberland in die große Welt der Musik
Am 18. März 1808 in Zams geboren, entdeckte sein Vater Christian Netzer, der Organist der hiesigen Pfarrkirche war, schon früh sein musikalisches Talent. Da die Familie über wenig Geld verfügte, sollte der Sohn erst eine geistige Laufbahn einschlagen und besuchte in Innsbruck das Gymnasium. Die Begeisterung zur Musik setzte sich allerdings durch und so spielte er beim Innsbrucker Musikverein vor, wo er prompt aufgenommen wurde und kurz darauf seine ersten Kompositionen zur Abschlussprüfung präsentierte.
Schließlich führte ihn sein Weg nach Wien, wo er seine musiktheoretischen Fähigkeiten bei dem berühmten Simon Sechter verfeinerte, dessen Schüler ebenso Franz Schubert war – zu dessen Freundeskreis er bald gehörte. Es folgten zahlreiche Reisen, wie etwa nach Italien, wo er wichtige Eindrücke für sein Schaffen als Opernkomponist gewann. 1840 entstand seine Oper Mara, welche er mit großem Erfolg am Wiener „Kärntnerthor-Theater“, dem Vorläuferhaus der Wiener Staatsoper, zur Uraufführung bringen konnte. Eine weitere wichtige Station in seiner Laufbahn war Leipzig, wo er Bekanntschaft mit Felix Mendelssohn-Bartholdy machte und sich am Stadttheater eine Kapellmeisterstelle mit Albert Lortzing teilte. Ebenso lernte er Persönlichkeiten wie Giacomo Meyerbeer und Franz Grillparzer kennen. Mit seiner Rückkehr nach Wien übernahm Netzer zeitweilen die musikalische Leitung des Theater an der Wien. Es entstanden Lieder, Streichquartette, die dritte Symphonie und seine vierte Oper Die Königin von Kastilien. Die 1848er Revolution veranlasste ihn Wien erneut zu verlassen. In völliger Abgeschiedenheit nahe Leipzig entstand seine vierte und letzte Symphonie. Josef Netzer zog es schließlich wieder in die Heimat, wo er 1851 ein Konzert im Innsbrucker „k. k. Redouten-Saal“ mit seinen Kompositionen dirigierte.
Bote für Tirol und Vorarlberg
am 8. November 1838
Heimisch wurde er in Graz, wo er 1853 Kapellmeister des Steiermärkischen Musikvereins wurde. Von historischer Bedeutung ist, dass Josef Netzer dort am 20. Jänner 1854 die österreichische Erstaufführung des Tannhäuser dirigierte – neun Jahre nach der Uraufführung in Dresden. Die Stadt Graz lernte Netzer sehr zu schätzen. Zahlreiche Ehrungen, wie etwa die des Männergesangsverein, dessen Chorleiter er war, oder der Auftrag zur musikalischen Gestaltung der Mozart-Feier zu dessen 100. Geburtstag, sprechen dafür. Am 28. Mai 1864 starb Josef Netzer plötzlich nach einer kurzen Krankheit mit nur 56 Jahren. Aus einer Chronik des Grazer Männergesangsvereins geht hervor, dass er sich auf einer Fahrt von Spielfeld nach Radkersburg in einem Wagen, den er benutzte, bei einem Passagier mit den „Schwarzen Blattern“ (Pocken) ansteckte. Sein Ehrengrab befindet sich am Stadtfriedhof St. Peter in Graz. Sein Nachlass befindet sich heute im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum. 2022 wurde im Zentrum von Zams der Platz vor dem Musik-Pavillon nach ihm benannt.
Wissenswerte Ereignisse
von Josef Netzers Lebenszeit
1808
Johann Josef Netzer wird am 18. März in Zams geboren; Tiroler Freiheitskämpfe
1810
Robert Schumann wird geboren; Andreas Hofer wird in Mantua erschossen
1813
Guiseppe Verdi und Richard Wagner werden geboren
1814
Ludwig v. Beethoven: Fidelio; Wiener Kongress
1816
Rossini bringt den „Barbier von Sevilla“ zur Uraufführung
1821
Josef Netzer kommt nach Innsbruck; Schubert: „Erlkönig“; Weber: „Freischütz“; Napoleon stirbt auf St. Helena
1825
Antonio Salieri verstirbt; Johann Strauß Sohn wird geboren
1827
Beethoven verstirbt
1828
Netzer macht Bekanntschaft mit Schubert, dieser verstirbt plötzlich am 19. November
1840
Die Oper „Mara“ bringt Netzer großen Erfolg am Kärntnertortheater
1843
Reisen nach Prag, Dresden und Leipzig, wo er auf Mendelssohn trifft; „Mara“ wird im königl. Opernhaus in Berlin aufgeführt, wo er Meyerbeer kennenlernt.
1844
Netzer übernimmt zusammen mit Albert Lorzing die Kapellmeisterstelle in Leizpig
1845
Netzer wird Kapellmeister am „Theater an der Wien“, die 3. Symphonie entsteht
1848
Ausbruch der März-Revolution; Strauß-Vater komponiert den Radezky-Marsch; Franz Josef I. wird Kaiser
1849
Frédéric Chopin verstirbt; Netzer wird Kapellmeister in Mainz, seine 4. Oper „Stella“ entsteht
1851
Netzers Konzertreisen nach Innsbruck und Meran
1852
Uraufführung Verdis „Traviata“
1856
Robert Schumann verstirbt
1858
Kronprinz Rudolf wird geboren (Netzer dirigiert ein Konzert zu diesem Anlass)
1864
Josef Netzer verstirbt am 28. Mai an den Folgen der Pocken